Einen kurzen Abstecher zum Angerpark in Duisburg sollte man sich nicht entgehen lassen. Dort gibt es die Heinrich-Hildebrand-Höhe. Eine ca. 35 Meter hohe Schlacke-Deponie einer ehemaligen Zinkhütte mit einer Skulptur aus verzinktem Stahl, die nicht nur professionelle Fotografen begeistert.
Wir kamen aus Krefeld und überquerten den Rhein über die Krefeld-Uerdinger Brücke. Hinter den breiten Schwemmwiesen des Rheinufers beginnen im Winter die abgeernteten Getreidefelder und Wiesen entlang der Krefelder Straße. Einen schönen Tag hatten wir bereits in Krefeld verbracht und wollten uns nun noch eine Sehenswürdigkeit in der Nähe anschauen, die Google sei Dank nicht weit entfernt sein sollte.
Hinter der konventionellen Landwirtschaft beginnt die industrielle Kulturlandschaft. An einem grauen Wintertag sehen die Bauwerke der Metallverarbeitungsbranche nicht gerade wundervoll aus. Zuerst hielt sich unsere Begeisterung noch in Grenzen, unsere Stimmung sank zusätzlich minütlich und wir fragten uns schon: „Hätten wir uns das nicht sparen können und wären besser sofort nach Hause gefahren?“.
Von der Mannesmannstraße aus ging es weiter über die die Mündelheimer Straße und der Kaiserswerther Straße durch ein Wohngebiet bis zur Berzeliusstraße.
Da stand sie nun vor uns – die Landmarke Magic Mountain, oder besser bekannt als Tiger & Turtle, welche ich schon oftmals als beliebtes Fotomotiv bei Nacht bei einigen Internetforen gesehen habe. Bei Dunkelheit wird sie mit einer Vielzahl von kleinen LEDs beleuchtet und sieht so großartig aus, dass ich sie mir auch einmal bei Tageslicht ansehen wollte.
Die Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth erschufen 2011 eine begehbare Achterbahn, die anlässlich der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 geschaffen wurde.
Der Himmel war grau und die Sonne ging langsam unter. Kalter Wind schlug uns ins Gesicht als wir über den spiralförmig-angelegten Weg fast die Plattform erreichten. Der Blick öffnete sich auf die Duisburger Hafen Skyline mit Sonnenuntergang und überdachte ihn mit Gewitterwolken des nahenden Regens.
Industrie-, Architektur- und Landschaftsfotografen wären begeistert bei dieser Szenerie.
Als ich mich so umschaute hatte ich das Gefühlt, dass hier jeder Mensch ein Fotoapparat oder ein Mobiltelefon besaß um die Aussicht sowie die aufsehenerregende „Achterbahn“ zu fotografieren.
Da stand Tiger & Turtle nun vor uns – ein über 20 Meter hohes und 40 Meter breites Gerüst.
Die Stufen sind unterschiedlich tief, sodass man teilweise zwei Schritte gehen muss um die nächste Stufe zu erreichen. Die Gitterroststufen sind offen und so kann man auch in die Tiefe sehen. Begehbar sind aber nur die Stufen auf maximal 13 Meter Höhe. Die Aussicht auf die Landschaft ist faszinierend und ich konnte mich kaum losreißen.
In der Pressemitteilung über die Eröffnung des „Tiger & Turtle“ wird die Philosophie und Bedeutung der Skulptur beschrieben. Vielleicht sollte jeder für sich eine Interpretation und den Sinn dieses Bauwerks finden. „Tiger & Turtle“ ist es eine Landmarke, ein Fotomotiv, Ausflugsziel, Landschaftsbauwerk und vieles mehr.
Selber musste ich feststellen, dass ich die Treppe mit den Steigungen anfangs schnell und zügig zu den Aussichtspunkten ging. Zurück allerdings, ging ich langsamer, genoss die Aussicht und konzentrierte mich auf meine Schritte und die Stufen – eben wie ein Tiger und dann wie eine Schildkröte. Auf jeden Fall war es eine Erfahrung wert und der Ausflug dorthin hat sich gelohnt.
Durchgefroren haben wir dann nach ca. einer Stunde den Magic Mountain verlassen. Erst als ich unten angekommen war, fielen mir die beiden Graffiti auf, die einen Stromkasten verschönerten. Tiger & Turtle – eine tolle Arbeit!